Sonntag, 11. Juni 2023

Knitting has no gender

 


[Werbung wegen Markennennung, unbeauftragt und selbstgekauft][English below]

Was ich am meisten am Stricken mag, ist die Möglichkeit, Kleidung genau so zu gestalten, wie ich sie gerne hätte. Ganz ohne darauf zu achten, in welcher Abteilung ich etwas suche. Ohne „das ist ja eigentlich eine Herrenhose“. Ich möchte einfach Klamotten, die ich gut finde, ohne Label. Das, worauf ich gerade Lust hab. Das ist manchmal ein feminines Outfit, inspiriert vom Pin-up Style oder Sixties Look. Und manchmal ausgebeulte Cordhosen mit weitem Kapuzenpulli.
Als Teeny hab ich fast ausschließlich „Männerhosen“ getragen und fand mich total subversiv (Hier kichern, wenn du „Dorfpunks“ gesehen hast). Ich hab Rollkragenpullis in Tops verwandelt (sorry, Mutti!), Fischerhüte gehäkelt und aus Socken Pulswärmer gebastelt, weil es die Dinge, die ich wollte nicht zu kaufen gab oder ich sie mir nicht leisten konnte. 


Inzwischen ist die Auswahl zwar sogar in den Innenstadt-Geschäften größer geworden, aber ich genieße trotzdem weiter gerne die Freiheit, selbst zu nähen, zu stricken, zu häkeln. Denn natürlich spielt nicht nur Stil eine Rolle, sondern auch die Passform. Oft genug find ich ein Stück sehr cool, aber das „Herrenshirt“ ist mir zu lang, das „Damenshirt“ zu eng in der einen Größe, zu lang in der anderen und überhaupt. Im Moment mag ich meine Sachen wieder etwas lockerer. Ein bisschen kastig darf es sein, aber nicht zu sehr, sonst sehe ich aus wie ein Legostein. 

 

Als ich beim Übersetzen dieses Modell gesehen hab, war ich hin und weg: Die Streifen sind genau so wie bei dem Shirt, um das ich eine Freundin immer ein bisschen beneide. Muss ich also machen! Dass es als „Herrenmodell“ angelegt ist, ist mir doch egal. Knitting has no gender. Und eigentlich ist es doch eh so, dass das Design eine Art Inspiration ist und wir am Ende das daraus machen, was uns passt (auf mehreren Ebenen). Vor allem bei Pullis finde ich oft genug, dass sie doch ruhig als unisex gelabelt werden könnten. Die kleinen Größen für kleinere Menschen, die größeren für größere Menschen. Und würde mir wünschen, dass man sie dann so auch mal fotografiert. Zum Beispiel habe ich den Pullover Kairaku von Rosy Green Wool auch schon an einem Mann gesehen und fand ihn super (dazu einfach mal #kairakusweater bei Insta suchen). Genau das ist es, was ich an Social Media und Handarbeitsblogs mag: Ich kann Designs an verschiedenen Körpern sehen und vielleicht wird mir auch verraten, was angepasst wurde.




Und deswegen jetzt zum Pulli: Ein ist ein simpler Raglan von oben, glatt rechts in einem coolen selbststreifenden Baumwollgarn von Katia. Ich habe die Schemazeichnung mit den fertigen Brustumfängen gecheckt und mich für die kleinste Größe mit Brustumfang 114 cm entschieden. Eine Maschenprobe hab ich nicht gemacht, sondern mal wieder darauf vertraut, dass es schon passen wird, immerhin ist da genug Luft. Zunächst hab ich mir überlegt, ob ich für den Halsausschnitt weniger Maschen anschlagen sollte, denn die Maße in der Zeichnung kamen mir sehr breit vor. Dabei hatte ich aber nicht bedacht, dass beim RVO ohne verkürzte Reihen an den Schultern der vordere Ausschnitt ja nicht tiefer ist. Beim Anprobieren nach ein paar Runden hab ich festgestellt, dass schmaler hier nicht besser ist. Also hab ich geribbelt und noch einmal von vorne angefangen.
Bei der Art der Zunahmen an den Raglanlinien bin ich von der Anleitung abgewichen und habe gehobene Zunahmen gestrickt (recht- und linksgeneigt). Optisch macht es nicht wirklich einen Unterschied, glaub ich, aber ich wollte es gerne mal ausprobieren.

Nachdem ich Körper und Ärmel getrennt hatte, habe ich mich gleich auf Sleeve Island begeben. Denn ich habe wirklich oft das Problem, dass ich spätestens beim zweiten Ärmel anfange, andere Projekte spannender zu finden. Also dachte ich, ich trickse mich aus und stricke zuerst die Ärmel, dann den Körper. Hat funktioniert, mir kam nichts dazwischen.



 

Das kann aber auch daran gelegen haben, dass ich den Pulli unbedingt zu einem bestimmten Termin anziehen wollte. Oder an den Streifen. Das Garn hat ganz starke Nur-noch-eine-Farbe-Vibes. 😊 Ich konnte es immer gar nicht erwarten, dass die Farbe wechselt und hab einfach weitergestrickt. Das Garn Paraiso gab es vorher nur in ziemlich bunten Varianten, die neuen Farben sind aber vor allem verschiedenfarbige Streifen auf naturweißem Grund. Ich finde sie alle ziemlich cool, hab mich wegen der Verfügbarkeit (war halt Saisonstart bzw. kurz davor) für dieselbe entschieden, die auch beim Modell abgebildet ist. Die Blau-Lila-Gelb-Kombi hat es mir besonders angetan.


In der Anleitung sind für die kleinste Größe 4 Knäuel angegeben. Da ich aber nicht so lang bin, ist der Pulli es auch nicht und ich habe nur 3 Knäuel verstrickt (ohne MaPro) und zwar fast bis auf den letzten Zentimeter. Er ist mit 108 cm Brustumfang ein bisschen schmaler ausgefallen und ist ab Achsel 27 cm lang.
Ich hab es auch bei der Farbfolge der Streifen nicht immer soooo genau genommen. Daher sind die Streifen an den Ärmeln leicht versetzt und ganz unten fehlt ein blauer Streifen. Das finde ich aber gar nicht schlimm, im Gegenteil. Um die 3 Knäuel wirklich komplett zu verstricken habe ich auch ein bisschen Streifen-Tetris in Kauf genommen und dass ich am Körper zwei Fäden mehr vernähen musste, weil ich einen kleineren Rest eingeschoben hab, der halt genau in die Abfolge gepasst hat.

 

Wer also auf perfekte Symmetrie Wert legt, braucht also wahrscheinlich wirklich die 4 Knäuel, hat dann aber u.U. kleinere Rest-Knäuel vom Abwickeln bis zur richtigen Farbe. Das wollte ich nicht und hab nun also ein komplettes Knäuel übrig, für das ich mir nun ein Projekt überlegen kann. Oder ich verschenk’s. Mal sehen.
Last but not least habe ich mal das Abketten mit Umschlag ausprobiert (oder Jenny’s surprisingly stretchy Bind-off). Dadurch stellt sich das Rippenmuster auch an der Abkettkante gut dar, weil sich das Gestrick besser zusammenzieht. Und elastisch ist es auch. Einfach perfekt, wenn man wie ich gerne die Ärmel hochschiebt. 😊


Herausgekommen ist also ein farbenfrohes Sommerpullöverchen, das locker sitzt und sich sehr angenehm trägt. Sieht einfach cool aus, find ich, und motiviert euch hoffentlich dazu, einfach zu ignorieren, wer das Teil auf den Modellfotos trägt, und anzuschlagen, was euch gefällt. Ganz ohne gender rolls.

Sommerlicher Streifenpulli - the facts

Garn: Katia Paraiso, 3 Knäuel in der Farbe 52. 100 % Baumwolle


Anleitung: Raglanpullover passend zum Garn, gibt’s auf der Katia-Website und auch im Anleitungsheft Casual 112 FS2023


Ninja Style: Nur kleine Sachen: Gehobene Zunahmen (rechts und linksgeneigt) an den Raglanlinien statt kfb, Bündchen mit Umschlag abgekettet. 
Außerdem mal wieder ninjamäßig einfach keine Maschenprobe gestrickt und bei der Länge von Körper und Ärmeln einfach zwischendurch anprobiert und daraufhin entschieden, ob ich das Bündchen schon anfange oder nicht.


What I like most about knitting is that I can make clothes exactly the way I want them to be. Without having to pay attention to which department I'm in while looking for something. Without "Well, these are actually men's pants". I just want the clothes that I like, without any labels, and according to whatever I feel like at the moment. That's sometimes a feminine outfit inspired by pin-up style or sixties look. And sometimes baggy corduroy pants with a wide hoodie.
When I was a teenager, I wore almost exclusively "men’s pants" and thought I was totally subversive. I turned turtlenecks into tops (Sorry, mum!), crocheted bucket hats and made wrist warmers out of socks because the things I wanted weren't available or I couldn't afford them. 


Today, I feel like the selection has become larger even in the high-street shops, but I still enjoy the freedom to sew, knit, crochet myself. Because not only style plays a role, but also the fit. Often enough I find a piece very cool, but the "men's shirt" is too long for me, the "women's shirt" too tight in one size, too long in another etc. etc. At the moment, I’m into looser fits again. A bit boxy is nice, but not too much, otherwise I look like a Lego brick. 

 

When I saw this model while translating, I fell in love: the stripes are exactly like a friend’s shirt I really like. So I'd have to make it! I don't care that it's laid out as a "men's sweater”. Knitting has no gender. And actually, the design is only a kind of inspiration anyway, and we end up making what fits us (on several levels). Especially with sweaters, I often enough find that they could be easily labeled as unisex. The small sizes for smaller people, the larger sizes for larger people. And I wish that they were photographed like that. For example, I've seen the sweater Kairaku by Rosy Green Wool on a man and it looks great (just search #kairakusweater on Instagram). That's exactly what I like about social media and blogs: I can see designs on different bodies and maybe they'll tell me what's been adapted, so I can find my own style and solution.


And now to the sweater: It’s a simple top-down raglan design in stockinette stitch, knitted with a cool self-striping cotton yarn from Katia. I checked the schematic drawing with the finished chest circumferences and decided on the smallest size with a chest circumference of 114 cm. I didn't knit a gauge swatch, but once again trusted that it would fit, after all there is enough easy tolerance. At first, I considered casting on less stitches for the neckline, because the measurements in the drawing seemed very wide to me. But I didn't have in mind that the front neckline of the top-down raglan without short rows at the back shoulders is at the same level as the back neckline, so the circumference is smaller. When I tried on my project after a few rounds, I realized that narrower is not better here. So I frogged and started over.

 

I deviated from the instructions for the increases on the raglan lines and knitted raised increases (right- and left-leaning). Visually, it doesn't really make a difference, I think, but wanted to try the technique.

After separating the body and sleeves, I went straight to Sleeve Island. Because I often have the problem that when I am knitting the second sleeve (at the latest), I start to find other projects much more exciting. So I thought I'd trick myself and knit the sleeves first, then the body. It worked, nothing got in the way.
But that may have been because I really wanted to wear the sweater on a certain date. Or because of the stripes. The yarn has very strong just-one-more-colour vibes. 😊 I couldn't wait for the colour to change and just kept knitting. Before, the yarn Paraiso was only available in pretty colourful versions, but the new colors are mainly different coloured stripes on an off-white background. I think they are all pretty cool, but because of the availability (it was just the start of the season or shortly before), I chose the one which is shown on the model. The particularly love the blue-purple-yellow combo.


 

The instructions give 4 balls for the smallest size. But since I'm not that tall, the sweater needn’t be so long either. So I only used 3 balls (without a gauge swatch), almost to the last centimeter. With 108 cm chest circumference, the sweater turned out a bit narrower than indicated, and is 27 cm long measured from the underarm.
I wasn’t too fussy about the color sequence of the stripes. Therefore, the stripes on the sleeves are slightly off and at the bottom a blue stripe is missing. But I don't find that bad at all, on the contrary. In order to use up the 3 balls completely, I have also accepted a bit of stripe tetris and weaving in two more ends on the body, because I used a rather smaller “left-over”, which just fit exactly into the sequence.


So, if perfect symmetry is important to you, you probably really the 4 balls. However, that means you probably have a few smaller balls remaining from unwinding to the right colour. I did not want that and now I have a complete ball left; for which I will think of a project. Or I give it away. We'll see.
Last but not least, I tried the bind-off with yarn-over (or Jenny's surprisingly stretchy bind-off). This makes the rib stitch look very nice on the edge, too, because it pulls together. And it is stretchy, too. Just perfect if you like to push up your sleeves like I do. 😊

 


The result is a colourful summer sweater with a loose fit that is very comfortable to wear. It looks so cool, I think, and hopefully motivates you to just ignore who models the piece in the photos, and to cast on whatever you like. Completely without gender rolls.


Summery striped sweater - the facts

Yarn: Katia Paraiso, 3 balls in colour 52. 100 % cotton

Pattern: Raglan sweater matching the yarn, available on Katia’s website and in their magazine Casual 112 FS2023

Ninja Style: Just small things: Lifted increases (right- and left-leaning) ar the raglan lines instead of kfb, Cuffs and hem ribbing cast-off with yarn-overs.
Also, I didn’t make a gauge swatch but followed my ninja gut that it would somehow fit. To determine the lenght of the sleeves and body, I just threw on my half-finished piece and decided whether it was time for the ribbing already or not.


Sonntag, 30. Januar 2022

Knit fast, die warm: Hazel Socks

 


[Werbung wegen Markennennung, unbeauftragt und selbstgekauft][English below]

Auf diese Socken hatte ich schon lange ein Auge geworfen. Und sie dann kurz nach dem Anschlagen einfach in der Schublade versauern lassen. Aber was lange wärt, wird gut und meine Hazel-Socken sind der Beweis.

Mittwoch, 22. Dezember 2021

Winter is coming: Winterfell Cardigan

[Werbung wegen Markennennung, unbeauftragt und selbstgekauft][English below]

Winteranfang. Wenn ich es jetzt nicht schaffe, mein vielleicht liebstes Stück des Jahres vorzustellen, wann dann?
You know nothing, John Snow. Außer, dass es in 100 % Bio-Merino definitiv nicht kalt wird. Perfekt also für den Winterfell Cardigan.

Samstag, 2. Oktober 2021

Tuchliebe: Wick Lane

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[Werbung wegen Markennennung, unbeauftragt und selbstgekauft][English below]

Ich liebe den Altweibersommer. Zwar hab ich's gerne warm, aber es geht nichts über diese frischen, kühlen Morgen und warmen Tage. Was ich am Altweibersommer auch liebe: Es ist die Zeit für große Tücher. Die kleinen Bandanas wandern so langsam in den Schrank und ihre großen kuscheligen Geschwister werden wieder ausgeführt. Eins meiner liebsten ist dieses hier.

Montag, 9. August 2021

Cleo, maritime

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Ich liebe Cleo. Nur, dass ihr's wisst. Das Latzkleid von Tilly and the Buttons ist eins meiner liebsten Kleidungsstücke. Und dabei fing eigentlich alles nur mit (Näh-)Frust an...

Mittwoch, 30. Juni 2021

Pride Month - Ally Socks

 

Pride Month ist fast vorbei. Oder? Sollte nicht eigentlich jeder Monat Pride Month sein? So wie jeder Tag Frauen*tag sein sollte? Und Antirassistischer Kampftag? Ich finde, ja!

Sonntag, 20. Juni 2021

Pride Month - Non-binary Socks

 [Werbung wg Markennennung, selbstgekauft][English below] 

Es ist immer noch Juni, immer noch Priiiiiide Month. Was verbindet ihr mit Pride? (Nicht auf den letzten Post luken!) Die meisten wahrscheinlich Homosexualität. Vielleicht auch Transgender. Und vielleicht hat man sogar so im Gefühl, dass da noch etwas ist. Denn LGBTQI* ist so vielfältig wie die Menschen, die es zusammenbringt.

Freitag, 4. Juni 2021

Pride Month, Pride Socks

[Werbung wg Markennennung, selbstgekauft][English below]

Es ist Juni. Juni heißt erste Freibadtage. Juni heißt Muttis Geburtstag organisieren. Juni heißt, dass ich jetzt mal echt die Steuererklärung machen sollte. Und Juni heißt auch: Pride.